Wintjiri Wiru, der „schöne Blick auf den Horizont“ – Ein neues kulturelles STORYTELLING-Erlebnis lässt nicht nur den Uluru jede Nacht erstrahlen
Langsam versinkt die Sonne hinter den Kata Tjutas, lässt die „vielen Hügel“ schwarz vor dem glühenden Himmel zurück und bettet den Uluru in ein pastellfarbenes Aquarell. Ein Lichterspektakel, wie es nur die Natur selbst schaffen kann, zeigt die Magie des Roten Zentrums, sorgt für Staunen ob der unglaublichen Kraft dieses einzigartigen Landes.
Hier, im Uluru-Kata Tjuta Nationalpark, ist das Land für das Volk der Anangu heilig und birgt die Geheimnisse der Schöpfungsgeschichten dieses Stammes, der sogeanannten Tjukurpa (ausgesprochen chook-orr-pa), welche die Grundlage der Aanagu-Kultur ist und die Yankunvtiatiara und Pitjantjatjara mit dem Land und ihren Vorfahren verbindet. Es geht um wichtige Lektionen des Überlebens, Beziehungen und Verhaltensregeln, um die Ursprünge des Universums.
Über Generationen hinweg mündlich weitergegeben, gibt es keine Niederschriften über Tjukurpa. Die Anangu teilen Tjukurpa nur mit Menschen, denen sie vertrauen.
Eine neue Ära: Mit der Erschaffung von Wintjiri Wiru im Mai dieses Jahres erhalten Besucher das erste Mal die Möglichkeit, eine Tjukurpa-Geschichte persönlich zu erleben. Die neueste Attraktion des Uluru ist auch die kulturell bedeutendste, denn sie erzählt ein Kapitel der alten Mala-Geschichte von Kaltukatjara bis zum Uluru. Wintjiri Wiru, der „schöne Blick auf den Horizont“, ist nicht nur die größte permanente Drohnen- und Lasershow der Welt, sondern auch die Premiere für die Erzählung einer indigenen Geschichte durch Licht, Laser, Projektion und Drohnentechnologie.
Die Idee zu Wintjiri Wiru entstammt der Fantasie des Lichtkünstlers Bruce Ramus. Er wollte die Geschichte der Mala den Besuchern des Uluru in einer neuen, nie dagewesenen sensiblen Form näherbringen. Es entstand eine Zusammenarbeit mit hochrangingen Anangu aus Kaltukatjara und Mutitjulu, um die Grundlage für die korrekte Wiedergabe der Legenden zu gewährleisen. Das Zuhören war für Ramus der Kern des gesamten kreativen Prozesses. Für ihn ging es um „Verstehen aus dem Herzen heraus“. Nur so konnte er eine Technologie wählen, mit welcher er die Erzählungen untermalen und dabei aber die Umgebung in ihrem Ur-Zustand belassen konnte. „Die Technik war völlig zweitrangig gegenüber dem Hauptgrund, diese Geschichte erzählen zu dürfen“, sagt der Künstler.
Drei Jahre entwickelten Ramus und Voyages Indigenous Tourism gemeinsam mit den Ahnen Wintjiri Wiru. Das Ergebnis ist ein außergewöhnliches komplexes und sehr bewegendes Werk.
Ein Abend der besonderen Art
Als wir zum dreistündigen Wintjiri Wiru Sunset Dinner Experience eintreffen, werden wir sofort mit Beweisen für die Sorgfalt begrüßt, mit der das Land hier geachtet wird: Ein schwimmender Pfad aus recycelter Eisenrinde schützt die Flora und Fauna darunter und führt zwischen Büscheln von Spinifex und Mulgabüschen auf einen kleinen Hügel. Die Begrüßung mit einem würzigen Aperitif aus Apfel und Koala-Gin sorgt zusammen mit dem Farbenzauber der einbrechenden Dämmerung für den ersten Sinnesrausch dieses Abends. Das pure Hochgefühl, das ein 360-Grad-Sonnenuntergang am Uluru hervorruft, ist unbeschreiblich. Ein durchdacht lukullisches Erlebnis, zusammengestellt von Küchenchef und indigenem kulinarischem Experten Mark Olive, fordert zusätzlich die Geschmacksnerven: Canapés mit Gurke, Gin und grünen Ameisen, Krokodilcurrykuchen mit Zitronenmyrte oder geschwärztes Bergpfeffer-Rindsfilet auf Trüffel-Slider-Brioche kombinieren eine moderne Küche mit lokalen Ingredienzien. Dazu gibt es eine erlesene Auswahl verschiedener, heimischer Weine.
Mit einem Korb voller weiterer Köstlichkeiten nehmen wir schließlich im Freilichttheater Platz. Während die Dunkelheit die Wüste einhüllt, beginnen Laser und Drohnen die Legenden des Volkes der Mala – dem Stamm der „rötlichen Hasen-Wallabys“ – zu erzählen. Zu sanften Klängen baut sich die Geschichte auf, steigert sich mit immer neuen Elementen, Licht- und Farbexplosionen, die eins werden mit der unendlichen Landschaft. Unübersehbar der Teufelshund Kurpany, dessen Fußabdrücke im Uluru eingebettet sind. Unsere Erwartungen an die Show werden vollends übertroffen – auch, wenn der Einsatz der Drohnen aufgrund des starken Windes eingestellt wird. Mit Lichtern, Lasern, der Projektion und dem Sorround-Sound sorgt die Choreografie der 1100 Figuren für Gänsehautfeeling. Für Rene Kulitia der Ananagu Working Group ist dies eine neue Art, die Historie seines Volkes erlebbar zu machen: „Menschen kommen von überall her, um den Uluru zu sehen. Wir möchten, dass die Besucher wissen, dass dies unsere Geschichte ist. Dass sie mit uns schauen, hören und fühlen. Es sind die „Stimmen der alten Leute“ die bei Wintjiri Wiru erklingen und zu einer bewegenden Show ein unbeschreibliches Gefühl erzeugen.“ Wintiri Wiru setzt den Maßstab dafür, wie die Legenden der First Nations richtig erzählt und der Tourismus an diesem zutiefst spirituellen Orten sanft gefördert werden kann. „Wir haben immer offene Arme für die Menschen, die zum Uluru kommen“, sagt Kulitia. „Wir sind eine Welt, und wir wollen etwas Besonderes mit euch teilen. Wintjiri Wiru ist unser Geschenk an alle.“